An(ge)dacht Oktober / November 2023

Mit folgenden
 Gedanken grüßt Sie
 Ihre Vikarin
Carina Müller.

 

 
Monatsspruch November:
Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.
Hiob 9,8–9

Liebe:r Leser:in,
ist es Ihnen auch schon aufgefallen? Das Jahr 2023 neigt sich langsam dem Ende zu. Die Tage werden kürzer, die Abende merklich kühler. Das Schöne daran: Bei klarem Himmel kann man bereits gegen 20 Uhr in denSternenhimmel blicken und staunen. Viel früher als im Sommer sieht man bestenfalls so viele Sterne, dass man sie unmöglich zählen kann. Nicht umsonst heißt es, dass es mehr Sterne im Himmel als Sandkörner im Meer gibt.
Im Oktober gibt es beim Sternbild Orion besonders viel zu entdecken. In dieser Zeit kann es dort zu einem regelrechten Sternschnuppenregen kommen. Das nehmen einige zum Anlass, den
verglühenden Meteoriten einen Wunsch anzuvertrauen.
Zu allen Zeiten in der Geschichte versetzte der Sternenhimmel Menschen ins Staunen. Schon in der Steinzeit beobachtete man die Gestirne, wie einige Wandmalereien aus dieser Zeit verraten. Und auch in der Bibel beschäftigt man sich intensiv mit den sogenannten Gestirnen. Auf der ersten Seite schafft
Gott den Himmel und die Erde, Sonne, Mond und Sterne. Die wunderschön leuchtenden Sterne sind da, um in der Nacht Gottes Größe zu erkennen und ihn durch ihr Dasein zu loben. Davon können wir im Buch der Weisheit lesen, bei den Propheten, in den Psalmen und bei Hiob.
Geradezu auf kosmische Art und Weise drückt Hiob sein Lob gegenüber Gott aus, wenn er sagt: „Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.“ (Hiob 9,8–9) Damit ist für Hiob klar: Die beeindruckende Sternenkulisse des Universums geht auf einen Schöpfer zurück. Auf Gott, der alles erschaffen hat.
Dabei hatte Hiob zu diesem Zeitpunkt kaum einen Grund in ein solches Loblied einzustimmen. Schließlich hatte er kurz zuvor alles verloren: seine Kinder, seinen Besitz, sogar seine Gesundheit. Und statt hilfreiche, tröstende Worte von seinen Freunden zu hören, fordern diese ihn dazu auf, seine Schuld einzugestehen. Sie können sich nicht vorstellen, dass Hiob von so einem schweren Schicksal getroffen wird, ohne selbst daran schuld zu sein.
Aber Hiob lässt sich von seinen Freunden nicht davon abbringen, an Gott und seine Unschuld zu glauben. Gleichzeitig hadert er immer wieder mit Gott, klagt ihm sein Leid und fordert ihn heraus. Damit wird Hiob zum Zeuge dafür, dass im Gespräch mit Gott beides geht: Neben Bewunderung, Lob und Dankbarkeit haben auch Klage und Leid ihren Platz. 
In diesem Sinn hat Martin Luther gesagt: „Beten heißt, Gott den ganzen Sack vor die Füße zu werfen.“ und „Schüttet euer Herz vor ihm aus, klagt frei und verbergt nichts vor ihm.“ In diesen „Sack“ werfe auch ich all meine Fragen, meine Bewunderung über den unendlich weiten Sternenhimmel, meine Sorgen und Ängste und schütte mein Herz aus. 
Ich wünsche Ihnen in diesem Herbst zahlreiche Sternmomente, die ein oder andere Sternschnuppe, die vor Ihren Augen über den Himmel huscht und Sie an Gottes wunderbare Schöpfung erinnert, und das Vertrauen darauf, dass bei Gott alles, was Sie bewegt, gut aufgehoben ist.

Ihre Vikarin Carina Müller