An(ge)dacht August 2022

Marco-Schneider_2022-Sep

 

Mit folgenden
 Gedanken grüßt Sie
 Marco Schneider

Liebe Leserin, lieber Leser, 

wussten Sie, dass unsere jüdischen Geschwister seit der Zerstörung des Tempels und der Verstreuung des Volkes Israel in alle Welt um 70 n. Chr. aus Trauer Psalmen in ihren Gottesdiensten nicht mehr singen, sondern nur noch rezitieren? Trotzdem gibt es dort das Amt des Vorsängers (= Kantors). Denn so ganz ohne Musik geht es dann doch nicht!

Das Alte Testament berichtet, dass es einst ganz anders war: Im 1. Buch der Chronik lesen wir, wie der alte König David beim Ordnen der Dienste für den geplanten Tempel in Jerusalem aus dem Stamme Levi 4000 Personen auswählt, die als Sänger oder Instrumentalisten ausschließlich für das Musizieren im Tempel zu sorgen haben. Aber schon Moses Schwester Miriam brach nach dem Zug durch das rote Meer in Jubelgesänge aus, und das Volk stimmte mit ein. Und König David selbst schuf mit der Gattung der Psalmen eine gesungene Poesieform, die seinesgleichen sucht.
Solche Gesänge durchziehen das Alte, aber auch das Neue Testament. Besonders Lukas und Paulus zitierten und schufen offensichtlich früheste christliche Gesänge. Denn Musik drückt aus, wo das Sprechen endet!

Die frühe Kirche folgte dieser jüdischfrühchristlichen Tradition in ihren Liturgien. Auch etablierte sie früh das Amt des Kantors und der Chöre, ebenso später die lutherische Kirche. Denn auch sie hat erkannt, dass mit Gott und von Gott nur angemessen gesprochen werden kann, wenn man es singend tut. Auch unsere kleine Brucker Kirchengemeinde hat eine erstaunliche musikalische Tradition: mit seinen 95 Jahren zählt unser Kirchenchor zu den ältesten der evangelischen Kirche in Bayern! Als ich vor 24 Jahren an diese Gemeinde kam, hat sich der Kirchenvorstand schnell entschieden, meine Stelle überplanmäßig aufzustocken, um die Arbeit mit Kindern und Kindergarten kindern zu ermöglichen. Auch entstand vor über 20 Jahren ein Gospelchor an dieser Gemeinde. Daneben sorgen Posaunenchor, liturgischer Chor, kleine Vokalensembles und eine Band für die Ausgestaltung von Gottesdiensten. Hochqualifizierte Organisten, wie z. B. Pfr. Reinhold Morath und Prof. Konrad Klek sind immer wieder an unserer historischen Strebelorgel zu Gast.
Nun hat Corona einen Schnitt gemacht, der überall zu Einbrüchen geführt hat, bei Kirchen, Kultureinrichtungen und Vereinen! So auch leider bei uns. (Lesen Sie dazu mehr auf der Kirchenmusik-
seite)
Vielleicht entdecken Sie beim Innehalten in diesen Sommerwochen, wie wichtig es ist, die Melodie des Lebens zu hören, und sie eventuell auch mitzusingen. Vielleicht ist dieser Impuls auch Anlass, anzudenken, selbst (wieder) aktiv zu musizieren und eines unserer vielen musikalischen Angebote aktiv
wahrzunehmen. Wir brauchen Sie und euch!

Einen erholsamen Sommer, der die Seele zum S(chw)ingen bringt,
wünscht Ihnen

Marco Schneider