An(ge)dacht Februar 2022

Pfrin-Anke_WalterMit folgenden Gedanken
grüßt Sie
Pfrin. Anke Walter

 

 

Zürnt ihr, so sündigt nicht;
lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.
Der Monatsspruch für den Februar steht im Brief an die Gemeinde der Epheser, Kapitel 4,26

„Mach nicht das Rumpelstilzchen!“ bekommt die sechsjährige Emma immer dann zu hören, wenn sie vor Wut faucht, brüllt und heftig stampft. Zornig wirft sich der kleine Lars im Geschäft auf den Boden bei der Kasse, weil der Vater ihm keine Süßigkeiten kauft. Diese liegen aber so appetitlich dort, dass einem das Wasser im Mund zusammen läuft. Wahrscheinlich ist das laute Verhalten seines Sohnes dem Vater sehr peinlich und er ärgert sich – über Lars oder über den Trick der Discounter? Wut, Zorn und Ärger gelten meistens als Gefühle, die nicht gezeigt werden sollen. Bereits die Kinder sollen lernen, sie zu unterdrücken. Unerwünscht, weil es negative Gefühlsäußerungen sind. Unangenehm ist es nämlich für den, der die Wut abbekommt. Aber auch unangenehm für denjenigen, der sie empfindet. Denn in unserer Gesellschaft gilt der Wutausbruch als kindisches Verhalten. Also lernen wir unseren Ärger zu unterdrücken. Dabei ist es laut Psychologen fatal, immer nur freundlich zu sein, alles, was nicht passt, unter den Teppich zu kehren und lächelnd drüber hinweg zu sehen. Denn Wut ist auch eine Art, meine Grenze zu markieren. Wenn der andere so weiter macht, kränkt er mich. Wut und Ärger zeigen also, dass man sich selbst ernst und wahrnimmt. Man leidet unter der ungerechten Behandlung und spricht es aus. Mit den Worten Jesu: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Oder anders ausgedrückt: Mut zur Wut, denn es ist auch ein Zeichen von Lebendigkeit und emotionaler Ergriffenheit. Man lässt sich berühren. Gleichgültigkeit hilft nicht bei einer ungerechten Situation oder kränkenden Worten, die man an sich selbst oder anderen erlebt. Unser Miteinander gelingt, wenn man sich anrühren lässt.

Doch wenn wir zornig oder wütend sind, gibt es einen guten Maßstab: sündige nicht! Die Wut darf nicht in aggressivem Verhalten oder herablassendem Umgang enden, so erinnert uns der Monatsspruch aus der Bibel. Das bedeutet auch, dass man eine Entschuldigung annimmt. Beiderseitige Bereitschaft ist wichtig, den Anderen wahrzunehmen und sich zu vergeben. Ein klärendes Wort oder eine freundliche Geste sind unabdingbar, damit die Wut nicht die kommenden Tage prägt. Ich wünsche uns allen Mut, auf den Anderen zuzugehen, damit die Sonne nicht über dem Zorn untergeht.